13 Heißluftfritteusen im Test
Modernes Frittieren – mit einem Mindestmaß an Fett
30. Juli 2020
Fish ’n Chips, Samosa und Tempura – all diese Speisen wurzeln in vollkommen anderen Kulturen und Kulinarikkreisen und haben doch eine sie einende Gemeinsamkeit: Sie alle werden in einem Bad aus siedendem Öl zubereitet. Das Frittieren hat eine außerordentlich alte Geschichte und wurde zum allerersten Mal bereits in der „De re coquinara“, dem ältesten Kochbuch der römischen Antike aus dem 3. Jahrhundert nach Christus, beschrieben. So wundervoll der Geschmack all dieser Speisen aber auch ist: Der Gesundheit dienlich ist ihr Verzehr schon in Anbetracht des immensen Ölanteils wirklich nicht. Glücklicherweise bietet der Markt mittlerweile ansprechende Alternativen in Gestalt von modernen Heißluftfritteusen an: Anstelle literweise siedendes Öl zu verwenden, nehmen diese Modelle mit einem heißen Luftstoß vorlieb, um den Lebensmitteln von allen Seiten einzuheizen. Daher muss man bei all denjenigen Speisen, die schon vom Hersteller aus mit dem ein oder anderen Milliliter Öl versehen worden sind, nicht noch weiteres Öl verwenden. Andere Speisen, sei’s nun Gemüse, Fleisch, Fisch oder Alternativen aus Seitan, Soja und Co., kommen hier schon von vornherein mit einem Mindestmaß an Öl aus. Nachdem die ersten Modelle vor mehr als 10 Jahren noch ausgesprochen hochpreisig waren, haben nun auch viele andere Hersteller ihr Sortiment erweitert: Daher sind aktuelle Modelle – abhängig vom Ausmaß ihres Funktionsspektrums – schon ab einem ansprechenden Marktpreis von ~65 € zu haben. Wir hatten in den letzten Wochen 13 aktuelle Modelle im Test und verraten im Weiteren, wie sie zu handhaben sind, wie sie verschiedene Arten von Lebensmitteln zubereiten, wie viel Strom sie währenddessen verbrauchen, wie es sich mit den Schallemissionen verhält et cetera.
Das Wundervolle an dieser Art des Frittierens ist, dass man in erheblichem Maße Öl einsparen kann: So ließ sich in einer Studie aus dem Jahr 2015 nachweisen, dass sich der Anteil des in zubereiteten Pommes enthaltenen Öls so um bis zu 80 % vermindern lässt.1 Für all diejenigen, die ihren Kalorienkonsum kontrollieren wollen oder aus Gründen der Gesundheit kontrollieren müssen, kann eine solche Ersparnis an Öl ausgesprochen wertvoll sein: Öl ist schließlich, einerlei ob es sich nun um Oliven-, Raps- oder Sonnenblumenöl handelt, sehr kalorienreich: Bis zu 900 Kilokalorien pro 100 Milliliter sind in ihm enthalten. Die hier im Test vertretenen Fritteusen bieten aber noch so mancherlei mehr: Sie sind allein schon dadurch, dass sie ohne Wannen voller siedendem Öl auskommen, sehr viel sicherer zu handhaben. Wer schon einmal mit einer normalen Fritteuse versucht hat, Lebensmittel mit einem von Natur aus hohen Wasseranteil zuzubereiten, der weiß auch, wie schnell das heiße Öl heraus spritzen und – im worst case – über die Wanne hinaus quellen kann. Da ein solches Risiko hier von vornherein nicht besteht, ist die Arbeit auch mit Kindern sehr viel sicherer. Außerdem: Da sich das Frittieren mit ein paar Millilitern Öl verwirklichen lässt, riecht der Haushalt nicht in erheblichem Maße nach Öl. Schließlich kann man mit einem solchen Modell mit sehr viel maßvolleren Temperaturen arbeiten, ohne dadurch den Ölanteil in den Lebensmitteln immer weiter zu erhöhen. Warum das bedeutsam ist? Weil sich vor allem ab Temperaturen von 175 °C in erheblichem Maße Acrylamid in Stärke-reichen Lebensmitteln bilden kann. Der Verzehr von Acrylamid ist aber mit massiven Gesundheitsrisiken verbunden.
Technik im Detail
Anders als bei einer klassischen (Ölwannen-)Fritteuse arbeiten die in diesem Test vertretenen Modelle ohne oder nur mit ein paar Millilitern Öl. Sie müssen die Lebensmittel schließlich nicht in einer Wanne voll heißem Öl versenken, sondern können sie vielmehr von allen Seiten durch einen Heißluftstrom im Modellinnenraum erhitzen. Zu diesem Zweck ist ein Gebläse im Modell installiert, das die Heißluft in den Garraum leitet und sie in demselben weiter verteilt. Der Außenkörper A ist bei den meisten Modellen wärmeisoliert, sodass sie sich auch während des Betriebs noch risikolos berühren lassen: Wir maßen hier an verschiedenen Stellen des Modellaußenkörpers Temperaturen in Höhe von 28,8 °C (Emerio, vgl. S. 57) bis 47,3 °C (Severin, vgl. S. 52). Allein diejenigen Modelle, die den Garraum mit einem Glasdeckel abschließen, werden bedrohlich-heiß: Gerade das Glas nämlich kann Temperaturen von bis zu 60,3 °C (Tefal, vgl. S. 48) erreichen und sollte daher während des Betriebs niemals oder nur mit wärmeisolierten Handschuhen berührt werden!
Trotzdem ist das Glas in vielen Situationen auch durchaus wertvoll: Durchs Glas B kann man nämlich immer in den Garinnenraum hinein schauen und so mit einem Mal kontrollieren, wie es sich mit dem aktuellen Garstand der Lebensmittel verhält, ohne das Garbehältnis hervor- oder herausheben zu müssen und dadurch in erheblichem Maße an Wärme zu verlieren. Wärmeverluste sollten nunmal vermieden werden, da sie letzten Endes immer in einen höheren Stromverbrauch münden: Der Wärmeverlust muss ja vom Heizsystem des Modells wieder nivelliert werden. Die im Test vertretenen Modelle mit Glasdeckel sind außerdem mit einem Rührelement C verbunden, welches – abhängig vom jeweiligen Lebensmittel – verwendet werden kann, nicht aber verwendet werden muss (De’Longhi, vgl. S. 50, und Tefal, vgl. S. 48). Mit ihm lassen sich die Lebensmittel während des Betriebs vollautomatisch wenden: Dadurch kann der heiße Luftstrom die Lebensmittel wirklich von allen Seiten erreichen und sie dadurch einheitlich anbräunen. Das ist vor allem dann wesentlich, wenn man an einer gleichmäßig knusprig-krossen Außenseite interessiert ist. Bei allen anderen Modellen muss man sich hier persönlich ans Werk machen: Da die Lebensmittel ohne Rührelement immer nur an ein und derselben Stelle im Garbehältnis D verbleiben, muss man sie mindestens einmal manuell wenden. Wann immer man den Garbehälter zum Wenden der Lebensmittel herausholt, sinkt die in ihm herrschende Temperatur um durchschnittlich ~30 % herab. Bis das Modell anschließend wieder das ursprüngliche Temperaturniveau erreicht, braucht es im Schnitt 1:19 Minuten. Um ein zwischenzeitliches Herausholen des Garbehälters zum Kontrollieren des Garstands entbehrlich zu machen, kommuniziert immerhin ein Modell (Philips, vgl. S. 49) nach außen hin, wann man die Lebensmittel idealerweise wenden sollte – indem es einen 50,2 dB(A) lauten Ton ausstößt. Ansonsten muss man den idealen Zeitpunkt, der immer auch vom jeweiligen Garprogramm abhängig ist, selbst zu ermitteln versuchen. Das klappt nach ein paar Malen vollkommen problemlos.
Die zuzubereitenden Lebensmittel werden schließlich in den Garkorb E gegeben. Dieser wird bei den meisten Modellen in einem ausnehmenderen Außenkorb positioniert, um ihn sodann ins Modellinnere zu schieben. Im Außenkorb sammelt sich all dasjenige Öl an, das während des Betriebs aus den Lebensmitteln heraus- und an ihnen herabrinnt. Glücklicherweise kann der Garkorb bei allen Modellen sehr leicht gereinigt und gepflegt werden: Dadurch, dass das Material des Garkorbs speziell beschichtet ist, lassen sich selbst widerspenstige Lebensmittelrückstände ohne allzu viel Mühe lösen.
Bedient werden die Modelle allesamt über ein Bedienpanel F, das – abhängig vom jeweiligen Modell – mit mechanischen oder mit kapazitiven/resistiven Tasten (Touchelementen) vorliebnimmt: Hier kann man bei 12 von 13 Modellen die Temperatur in Grad Celsius und die Dauer des Betriebs in Minuten einstellen. Allein bei dem Modell von De’Longhi ist die Temperaturwahl durchwachsener: Hier nämlich kann man keinen Temperaturwert präzis einprogrammieren, sondern muss sich vielmehr an einer Balkengraphik orientieren – hier lassen sich Temperaturen von maximal 170 (ein Balken), 185 (zwei Balken), 196 (drei Balken) und 210 °C (vier Balken) erreichen. Mit Ausnahme der Modelle von Emerio, Mia, Steba und Tristar kommen alle anderen zusätzlich mit 4 (CASO Design, vgl. S. 56) bis 9 Automatikprogrammen (Tefal, vgl. S. 48) daher. Mit ihnen ist es sehr viel leichter, viele Lebensmittel on point zuzubereiten: Man muss nur das jeweilige Lebensmittel auswählen und das Modell stellt anhand des Automatikprogramms vollautomatisch die ideale Temperatur und Dauer ein.
Fußnote
1 Vgl. Teruel, R., Gordon, M., Linares, M. B., Garrido, M. D., Ahromrit, A., Niranjan, K.: A comparative study of the characteristics of French fries produced by deep fat frying and air frying. In: J. Food Sci., 2015, 80 (2): S. 349–358.
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