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Glyphosat laut WHO wahrscheinlich nicht krebserregend

18. Mai 2016

Inmitten der Debatte um die Neuzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat hat sich ein Ausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Wort gemeldet. Laut ihm sei das Mittel im Alltag wahrscheinlich nicht krebserregend.

Unterschiedliche Berichte sorgten für Verwirrung

Diese Woche noch soll die EU entscheiden, ob Glyphosat für weitere neun Jahre zugelassen wird oder nicht. Der Ausgang der Abstimmung ist nach wie vor unklar. Schuld hieran sind vor allem die unterschiedlichen Einschätzungen bezüglich der krebserregenden Wirkung von Glyphosat. Im vergangenen Jahr hatte die Internationale Behörde für die Krebsforschung (IARC), die zur WHO gehört, den Stoff als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Dies stand allerdings im Kontrast zur Einschätzung der Europäischen Agentur für Verbraucherschutz (EFSA) und dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Diese waren zu dem Schluss gekommen, dass Glyphosat keine Gefahr darstelle. Aufgrund der unterschiedlichen Berichte, hatte die WHO eine Expert Task Force zusammengestellt, die letztlich empfahl, Glyphosat neu bewerten zu lassen. Genau das ist nun geschehen. Der gemeinsame Ausschuss der WHO und der Welt-Ernährungsorganisation (FAO), auch JMPR, kam zu dem Schluss, dass Glyphosat im Alltag wahrscheinlich nicht krebserregend sei. Es sei unwahrscheinlich, dass eine Gefährdung durch die Nahrungsaufnahme bestehe.

Glyphosat: So krebserregend wie Kaffee und Mate-Tee

Die Kritiker zeigen sich von dieser Einschätzung wenig beeindruckt, die Befürworter wenig überrascht. Der Vorsitzende der Glyphosate Task Force (GTF), Richard Garnett erklärte, dass der Bericht lediglich die früheren, weltweit durchgeführten Sicherheitsbewertungen, „dass die sachgerechte Anwendung von Glyphosat kein unvertretbares Risiko für Menschen, Tiere und die Umwelt darstellt“, bestätigt. Der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA), Volker Koch-Achelpöhler kritisierte, dass Medien und Glyphosat-Gegner die Bewertung der IARC überspitzt dargestellt hätten. Die IARC versteht ihre Bewertungen lediglich als einen ersten Schritt der Risikoanalyse. Tatsächlich bewertet die IARC lediglich das Potenzial eines Stoffes, Krebs zu erzeugen. Mit „wahrscheinlich krebserregend“ stufte die Behörde Glyphosat in die gleiche Kategorie ein wie etwa Mate-Tee, rotes Fleisch und Kaffee.

Folgen einer Dauerbelastung nicht ausreichend untersucht

Bedenken bleiben allerdings dennoch, vor allem da etwa bei Kaffee oder rotem Fleisch zumindest die Möglichkeit besteht, diese nicht zu sich zu nehmen. Bei Glyphosat werde dem Verbraucher aufgrund des flächendeckenden Einsatzes die Entscheidung zum Großteil abgenommen. In der Vergangenheit haben zahlreiche Studien Rückstände von Glyphosat in Urin nachgewiesen, was auf eine hohe Dauerbelastung hinweise. „Laut JMPR sind Glyphosat-Rückstände im Essen kein Problem, solange Grenzwerte nicht überschritten werden. Grenzwerte bieten aber nur eine Scheinsicherheit. Bisher gibt es keine einzige Untersuchung darüber, welche gesundheitlichen Folgen die ununter­brochene Aufnahme von Glyphosat in kleinen Mengen hat“, gibt Heike Moldenhauer, Pestizidexpertin des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), zu bedenken.

Quellen: Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Industrieverband Agrar e.V.