Richtig Bohren
11. Juli 2012
Reparaturen, Ausbau, Renovierungen – Heimwerker wissen: Es gibt immer etwas zu tun. Jedes Material verfügt dabei über Eigenarten und bedarf einer individuellen Behandlung und spezieller Bohrköpfe. Im folgenden möchten wir Ihnen einige Tipps geben, wie Sie bei den unterschiedlichen Materialien den Bohrer richtig anwenden.
Bohren in Holz
Bei Bohren in Holz können Fasern ausbrechen.
Damit das Holz nicht splittert, sollten Sie immer zügig und bei hoher Drehzahl bohren. Je höher die Drehzahl ist, desto sauberer wird die Bohrung. Passen Sie auf, dass der Bohrer nicht zu warm wird; legen Sie unbedingt rechtzeitig eine Pause ein, damit das Holz nicht „verbrennt“. Es ist grundsätzlich ratsam, das Werkstück zusammen mit einer Zulage in einen Bohrständer einzuspannen.
Holz ist ein faseriges Material, da ist bereits die Bohrrichtung entscheidend für das Arbeitsergebnis: Bohren Sie daher immer mit der Faser. Bohrt man dagegen quer zur Faser, könnten aufgrund des Bohrdrucks Fasern ausbrechen. Um dies zu verhindern, ist es ratsam, immer eine Holzzulage auf der Gegenseite zu verwenden. Der Bohrer selbst sollte sowohl eine Zentrierspitze wie einen Vorschneider besitzen. Zeichnen Sie immer das Zentrum der beabsichtigten Bohrung an; die Zentrierspitze wird dann auf den aufgezeichneten Punkt aufgesetzt. Wenn Sie mit einem Universalbohrer ohne Zentrierspitze arbeiten, sollten Sie mit einem dünnen Handbohrer vorbohren.
Bohren in Metall
Metall sollte man vor dem Bohren „anreißen“.
Ein Metallbohrer hat im Gegensatz zu einem Holzbohrer keine Zentrierspitze; diese würde bei Metall sofort abbrechen. In den Spiralnuten können die Metallspäne gut nach oben geleitet werden. Sie sollten eine Bohrmaschine benutzen, die über eine Drehzahlregulierung verfügt: Bei harten Werkstoffen sollte die Drehzahl langsamer, bei weichen Werkstoffen schneller sein.
Ein Metallbohrer hat eine Schneide, die an der Spitze stumpf ist; er kann erst effektiv bohren, wenn es schon eine kleine Vertiefung gibt. Daher ist es beim Bohren in Metall notwendig, nicht nur die Lage der Bohrung mit der Reißnadel „anzureißen“ (ins Metall einzuritzen), sondern auch mit einem speziellen Körner, dem man einen leichten Schlag mit dem Hammer versetzt, anzukörnen. Falls Sie ein Blech verarbeiten möchten, sollte es bereits vor dem Ankörnen auf eine massive Metallunterlage gelegt werden; so verhindern Sie, dass durch das Ankörnen eine große Delle im Blech entsteht.
Bei massivem Material kann es helfen, wenn Sie etwas Schneidöl oder Bohrmilch auf die Bohrstelle geben. Durch das Gemisch aus Wasser und Öl soll die Reibung herabgesetzt und gleichzeitig der Bohrer gekühlt werden. Ansonsten kann ein „trockener“ Bohrer durch die Reibungshitze schnell ausglühen. Werkzeugstahl, der zu heiß wird, läuft blau an, verliert seine Härte und stumpft sofort ab. Nach dem Bohren: Bei Bohrlöchern im Metall bleibt immer ein scharfkantiger Rand (ein sogenannter Grat) zurück, den Sie „entgraten“ müssen. Hierzu wird ein Krauskopf verwendet, den man kurz im Loch ansetzt, so dass der Grat beseitigt wird.
Bohren in Stein und Beton
Weißes Bohrmehl lässt auf Kalksandstein schließen.
Steinbohrer sind an der Spitze mit einer eingelöteten Hartmetallplatte versehen; diese bahnt sich mit Hilfe des Schlagwerkes den Weg durch die Mauer. Diese Bohrer sind ideal für den Einsatz in Naturstein und Mauerwerk; bis zu einem Durchmesser von 12 mm sind sie auch für Beton zu gebrauchen. Spezielle Betonbohrer haben an den Spitzen 130° Winkel, normale Steinbohrer dagegen 120°. Die Wendelungen der Bohrer dienen ausschließlich zum Transportieren des Bohrmehls, da sie keine schneidende Funktion besitzen. Die Bohrspitze sollte grundsätzlich möglichst gerade an die Wand gesetzt werden. Lassen Sie die Maschine zunächst im Drehgang laufen. Schalten Sie das Schlagwerk nur dann zu, wenn Sie keinen Fortschritt erzielen. Achtung: Bei Lochsteinen besteht die Gefahr, dass durch das Schlagbohren die Stege wegbrechen. Der Bohrtiefenbegrenzer ermöglicht Ihnen, die genaue Bohrtiefe festzulegen. Als provisorische Bohrtiefenmarkierung können Sie auch ein Stück Krepp- oder Isolierband um den Bohrer wickeln. Haben Sie ein Bohrloch erfolgreich gebohrt, ziehen Sie den Bohrer aus dem Loch und lassen dabei die Maschine mit noch geringer Drehzahl laufen: So transportieren Sie übrig gebliebenes Bohrmehl heraus und fertigen ein sauberes Loch an. Übrigens: Das Bohrmehl gibt Ihnen Hinweise auf die Struktur des Mauerwerks. Ist es rot, haben Sie es meistens mit einer Ziegelwand zu tun; weißes Bohrmehl lässt auf Kalksandstein schließen, während graues Mehl auf Beton hindeutet.
Bohren in Fliesen
Angekörnte Fliese.
Grundsätzlich sollten Sie Löcher bei Fliesen in den Fugen zwischen den Kacheln bohren. Dort fallen die Löcher nicht so auf. Lässt es sich aber nicht vermeiden, spannen Sie den kleinsten Steinbohrer, den Sie haben, in die Bohrmaschine und starten Sie den Bohrvorgang auf der niedrigsten Drehzahl. Dabei sollten Sie die Bohrspitze möglichst exakt auf die zuvor aufgezeichnete Markierung setzen; drücken Sie die Bohrmaschine ganz leicht an und lassen sie einige wenige Umdrehungen laufen. Jetzt haben Sie die glasierte Oberfläche der Fliese angekörnt; damit wird der größere Bohrer zentriert, der nicht mehr verrutschen kann. Spätestens zum Bohren selbst, sollte ein durchsichtiger Klebestreifen (Tesafilm) auf die Stelle kleben, an die das Loch kommt. Dadurch wird verhindert, dass beim Bohren die Glasur rund um das Loch wegplatzt. Bohren Sie ohne Schlageinstellung und mit wenig Druck. Bei Marmor, Klinkern, Porzellan, Keramik und hartgebrannten Fliesen sollten Sie eine niedrige Drehzahl benutzen; bei Keramik und harten Fliesen sollten Sie 300 Umdrehungen in der Minute nicht überschreiten. Ansonsten kann es beim Bohren zu einer Glasierung des Bohrstaubs und damit zu einer zusätzlichen Verhärtung kommen.
Bohren von Glas
Hierfür benötigen Sie einen speziellen Glasbohrer. Körnen Sie das Glas erst durch leichtes Hin- und Herdrehen des Bohrers an und bohren Sie dann mit geringster Drehzahl und üben Sie wenig Anpressdruck aus. Kühlen Sie Bohrer und Glas dabei unbedingt mit Wasser, Terpentin oder Petroleum. Wenn das Glas beim Bohren zu heiß wird, bricht es aufgrund der durch die Temperaturunterschiede entstehenden Spannung. Wenn Sie ein Loch in einen Hohlkörper (z.B. eine Flasche) bohren, sollten Sie, um beim Durchbruch nicht versehentlich mit dem harten Bohrfutter auf das Glas aufzuschlagen, vorher mit dem Bohrer durch einen Korken bohren, der dann als Prallschutz wirkt.
So bohren Sie sauber!
Ein Tennisball fängt den Bohrtsaub beim Bohren auf.
Wer sich nach dem Bohren nicht stundenlang mit Putzen beschäftigen möchte, kann auf verschiedene Arten verhindern, dass der Bohrstaub sich überall im Raum verteilt. Wer keine Bohrmaschine mit integrierter Absaugung hat, sollte von einem Helfer den Bohrstaub direkt absaugen lassen. Wer keinen Helfer hat, kann einen Kaffeefilter oder Butterbrottüte unter dem Bohrloch befestigen. So fällt der meiste Bohrstaub in die Tüte. Auch beim Bohren von Löchern in der Decke gibt es einen Geheimtipp: Man halbiert einfach einen Tennisball, bohrt ein Loch rein und stülpt eine Hälfte der Filzkugel über den Bohrer.
Bohrtechniken: Wie wird gebohrt?
Ob Holz, Metall, Stein, Beton oder Fliesen – jede Art von Baustoff benötigt einen anderen Bohrer und auch eine andere Bohrtechnik. Die Fachbegriffe in diesem Zusammenhang heißen Drehbohren, Schlagbohren und Hammerbohren.
Drehbohren
Baustoffe mit porigem Gefüge und Platten lassen sich im ersten Drehgang (1. Geschwindigkeitsstufe) bohren. Die spiralförmige Schneide des Bohrers reicht aus, um das Material abzutragen.
Schlagbohren
Mit Schlag bohrt man Baustoffe mit dichtem Gefüge. Dabei wird der Bohrer durch viele leichte Schläge der Maschine vorwärts getrieben.
Hammerbohren
Der Bohrhammer arbeitet mit weniger, dafür aber mit wesentlich kräftigeren Schlägen. Das Hammerwerk leistet die Hauptarbeit.