Insekten als zukünftiges Nahrungsmittel
03. Juni 2016
Insekten werden in großen Teilen der Welt wie selbstverständlich verzehrt, in Europa ist die Akzeptanz hingegen noch sehr gering und das obwohl die meisten Menschen Insekten als gesunde Nahrungsquelle anerkennen. Doch woran liegt das und wie könnten in Zukunft mehr Insekten auf den Teller landen?
Reich an Proteinen und Ballaststoffen
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass weltweit mehr als 1.900 Insektenspezies verzehrt werden. Dennoch gelten sie in der EU lebensmittelrechtlich noch als neuartige Lebensmittel. Dabei sind sie eine besonders wertvolle Nahrungsquelle mit einem durchschnittlichen Proteingehalt von 35 bis 77 Prozent und einem Fettgehalt von 13 bis 33 Prozent. Sie besitzen somit einen Energiewert, der in etwa mit dem von Fleisch vergleichbar ist. Zudem sind sie reich an Ballaststoffen und enthalten je nach Spezies jede Menge Mikronährstoffe und Vitamine. Hinzu kommt, dass die Züchtung von Insekten eine positive Umweltbilanz aufweist, denn die Futterverwertungseffizienz gilt als besonders hoch, während die CO2-Bilanz sehr günstig ist. Auch ethisch gesehen dürften viele Menschen die Haltung von Insekten als unproblematischer ansehen als die Haltung von Rind, Schwein und Geflügel.
Akzeptanz als Nahrungsmittel gering
Trotz dieser positiven Aspekte sind Insekten als Nahrungsmittel nicht sonderlich hoch angesehen. In zwei aktuellen Studien des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zur Berichterstattung und Risikowahrnehmung von Insekten als Lebens- und Futtermittel wurde deutlich, dass die Akzeptanz als Futtermittel zwar sehr hoch ist, die Meinungen bezüglich Insekten als Lebensmittel jedoch sehr weit auseinandergehen. Obgleich die Vorteile von den meisten Menschen erkannt werden, glauben nur die wenigsten, dass sie in der Lage wären, ihre individuelle Ekelbarriere zu überwinden. Als gesundheitlich bedenklich werden Insekten von den meisten jedoch nicht angesehen und auch die Medien berichten über das Thema weitestgehend positiv. Die Akzeptanz als Lebensmittel könnte laut BfR vor allem gesteigert werden, wenn Insekten vor dem Verzehr durch die Verarbeitung unkenntlich gemacht werden. Zudem sind umfassendere Studien bezüglich der Lebensmittelsicherheit nötig.
Forschungen zur Sicherheit gefordert
Untersuchungen zur Sicherheit von Insekten als Nahrungsmittel liegen kaum vor. Diese wären jedoch dringend nötig, denn wenn Insekten als Nahrungsmittel verwendet werden sollen, wäre eine umfassende industrielle Züchtung nötig. „Insekten als Nahrungsquelle stoßen zunehmend auf öffentliches Interesse“, erklärt BfR-Vizepräsident Professor Dr. Reiner Wittkowski. „Umso wichtiger ist es zu klären, wie sicher diese neuen Lebensmittel sind.“ Bislang ist zum Beispiel noch nicht geklärt, welche Aufbereitungs- und Verarbeitungsschritte am besten angewandt werden können und auch bezüglich der toxikologischen und mikrobiellen Sicherheit herrscht noch Unklarheit. Forschungsbedarf besteht hier in erster Linie bei den möglichen toxikologischen Eigenschaften, aber auch das allergene Potential verschiedener Spezies ist nicht eindeutig geklärt. Letzlich herrscht sogar Uneinigkeit bezüglich der Hygiene bei der Auswahl, Haltung und Zucht der Insekten. Bis zumindest diese Fragen abschließend geklärt sind, dürfte sich der Verzehr von Insekten in Deutschland noch in Grenzen halten.
Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)