Terroranschläge sorgen für Reiseunlust
26. Februar 2016
Im Urlaub möchte man sich entspannen und die Sorgen des Alltags hinter sich lassen. Das geht natürlich nur in einer Atmosphäre, in der man sich auch sicher fühlt. In ein Land, in dem Terroranschläge verübt wurden, reist daher niemand gerne. Das macht sich im Moment in der Tourismusbranche bemerkbar.
Große Zurückhaltung bei der Buchung
Terroranschläge in der Türkei, Tunesien, Ägypten und letztlich auch in Paris – die Reiselust der Deutschen ist dadurch anscheinend stark gemildert worden. Wie der Geschäftsführer des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Dirk Inger, am Mittwoch vor dem Tourismusausschuss erklärte, hätten vor allem die Anschläge in Paris und das darauf folgende abgesagte Fußballländerspiel in Hannover der Tourismusbranche einen herben Dämpfer verpasst. Vor allem bei der Buchung in eigentlich sehr beliebte Ferienziele ist eine deutliche Zurückhaltung zu spüren. Im Vergleich zum Vorjahr sind Buchungseinbußen von 35 Prozent nach Ägypten, 40 Prozent in die Türkei und ganzen 71 Prozent nach Tunesien zu verbuchen.
Kapazitäten anderer Länder erschöpft
Insgesamt sind dies 7,5 Millionen deutsche Urlauber, die jedoch unmöglich alle auf andere Länder „umverteilt“ werden könnten, so Inger. Portugal verzeichne bereits einen Buchungszuwachs von 13 Prozent, die Kanaren fünf Prozent und das spanische Festland vier Prozent. Damit seien die Kapazitäten aber zum Großteil erschöpft. Möglich ist allerdings auch, dass einige Urlauber nur ihre Reiseentscheidung vertagen, um die Lage in den jeweiligen Ländern etwa länger zu beobachten. Vielen Deutschen ist die Reiselust aber auch komplett vergangen. Der Urlaub auf Balkonien könnte dieses Jahr also wieder besonders beliebt sein.
Sicherheit der Urlauber an erster Stelle
Doch nicht nur für die heimischen Reiseveranstalter sind die möglichen Umsatzeinbußen alles andere als positiv, vor allem für die Zielländer können die ausbleibenden Touristen dramatische Folgen haben. Tunesien zählte bislang jährlich gut eine Millionen deutsche Urlauber. Im letzten Jahr waren es bereits nur noch 260.000. Der Berliner Büroleiter Frank Püttmann berichtet, dass TUI letztes Jahr zu dieser Zeit noch 30.000 Buchungen zählte. Dieses Jahr seien es gerade einmal 5.000. Er erinnerte daran, dass in den 1970er Jahren in Spanien und Portugal der Tourismus ein entscheidender ökonomischer Faktor war, um die Länder beim Übergang in die Demokratie zu stabilisieren. Ohne den Umsatz durch den Tourismus könne Tunesien sich weiter destabilisieren, „aber die Sicherheit der Gäste ist letztlich für uns das höchste Gut. Es wird in keiner Weise auch nur irgendeinem Kompromiss ausgesetzt“, betont Püttmann.
Quelle: Deutscher Bundestag