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Ethnomobilfunkanbieter

17. November 2015

Sich als Verbraucher gegen eine ungerecht handelnde Firma zu wehren, ist bereits schwer genug, noch wesentlich komplizierter wird die Angelegenheit allerdings, wenn die Verbraucher keine deutschen Muttersprachler sind. Beschwerden nachdrücklich zu verfolgen wird auf diese Weise ungleich komplizierter.

Günstig ins Ausland telefonieren?

Jeder fünfte Einwohner in Deutschland hat mittlerweile einen Migrationshintergrund und die Zahlen steigen täglich weiter an. Häufig verlassen diese Menschen ihr Heimatland und lassen große Teile ihrer Familie zurück. Glücklicherweise sind die Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben mittlerweile zahlreich. Neben dem Internet ist auch das Smartphone nach wie vor sehr wichtig, um die komplette Familie im Blick zu behalten. Aus diesem Grund gibt es die so genannten Ethnomobilfunkanbieter, die mit speziellen Tarifen für das Ausland werben und somit insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen. Allein von den rund 6,2 Millionen russisch- und türkischsprachigen Migranten in Deutschland nutzen 1,3 Millionen derartige Tarife. Ein guter Grund für die Verbraucherzentralen, sich über den Service dieser Anbieter genauer zu informieren.

Beschwerden werden kaum beantwortet

Die Verbraucherzentralen Berlin, Hamburg und Bremen haben sich zu diesem Zweck zusammengeschlossen und im August 2015 eine telefonische Umfrage unter 2060 Verbrauchern mit russischem und türkischem Migrationshintergrund durchgeführt, um sie bezüglich ihrer Beschwerden an ihre Mobilfunkanbieter zu befragen. Der Großteil war mit dem Beschwerdemanagement der Anbieter sehr unzufrieden. Vor allem Beschwerden bezüglich der Rechnungen wurden nur sehr zögerlich beantwortet; bei 57 Prozent aller türkischsprachigen Verbraucher wurden sie sogar gar nicht beantwortet.

Beschwerden sollten schriftlich erfolgen

Ein Grund für die zögerlichen Antworten könnte die Art und Weise der Beschwerden sein. So wenden sich 75 Prozent aller russischsprachigen und 68 Prozent aller türkischsprachigen Verbraucher telefonisch an ihren Anbieter. Nur ein Drittel der Verbraucher mit russischem und ein Fünftel der Verbraucher mit türkischem Migrationshintergrund beschweren sich schriflich. Ein Fehler, denn auf diese Weise können die Beschwerden nur unzureichend verfolgt und dokumentiert werden. Hinzu kommt, dass nur wenige Kunden ernst machen. „Die Unternehmen sind sich bewusst, dass nur wenige Kunden ihr Anliegen rechtlich verfolgen und ihnen daher kaum Konsequenzen drohen“, erklärt Dr. Cicek Bacik, die Projektleiterin in der Verbraucherzentrale Berlin

Quelle: Verbraucherzentrale Berlin
Bildquelle: Pixabay