Online-Bewertungen immer wichtiger
12. April 2018
Vor dem Kauf eines neuen Fernsehers, der Buchung eines Hotelzimmers oder dem Gang zum Arzt wird zunächst das Internet nach Sternchen und Punkten durchsucht, nach beißenden oder lobenden Kommentaren, die zwar keinen eigenen, aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Bewertungen im Netz sind mittlerweile fast wichtiger geworden als das Produkt oder die Dienstleistung selbst – denn was oder wer nicht mit möglichst vielen positiven Rezensionen glänzen kann, wird oft auch nicht gefunden. Bewertungshändler sorgen deswegen gegen Geld für Sternchen – zum Nachteil der Verbraucher.
Paketpreise und Rundum-Sorglos-Pakete
Egal in welcher Branche, der Druck auf Unternehmen wächst, die potentiellen Kunden und Googles Suchalgorithmen gleichermaßen durch möglichst viele, möglichst gute Bewertungen zu überzeugen. Das gute Rezensionen jedoch nicht einfach vom Himmel fallen, nutzen Bewertungshändler. Sie bieten Bewertungen und Rezensionen gegen Geld an, nicht selten als Rundum-Sorglos-Paket, nicht selten möglichst realistisch von echten Accounts verfasst.
Obwohl Experten wie der Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht Karsten Gulden oder Christian Scherg, Geschäftsführer einer Agentur für Reputationsmanagement, Unternehmen von solchen Manipulationsversuchen abraten, sehen viele in dem Kauf von Bewertungen ein kalkulierbare Option. Online-Portale und -Händler mit Bewertungsfunktion versuchen durch unterschiedliche mehr oder minder erfolgreiche Methoden, den gefälschten Bewertungen auf die Schliche zu kommen.
Der Handel ergreift Maßnahmen
Die Marktwächter-Experten der Verbraucherzentrale Bayern haben sich die Frage gestellt, wie die Maßnahmen von Online-Portalen tatsächlich funktionieren und wie wirksam sie sind. Für die Untersuchung „Fälschungen bei Bewertungen – bekämpfen Online-Portale sie wirksam?“ wurden neun Bewertungsplattformen und Online-Shops mit Bewertungsfunktion näher betrachtet. Dabei haben sich drei Prüfmöglichkeiten heraus kristallisiert, die die Qualität von Bewertungen sicherstellen sollen und in Kombination den besten Schutz von gefälschten Bewertungen bieten: Die Prüfung von Bewertung durch Algorithmen, eine Meldefunktion für Verbraucher und eine Prüfung auffälliger Bewertungen durch Mitarbeiter.
Nicht jedes geprüfte Portal zeigte sich allerdings so gründlich, alle Prüfmöglichkeiten gleichzeitig anzuwenden. Daher sollten Kunden sich bewusst sein, dass es keinen hundertprozentigen Schutz von manipulierten Bewertungen gibt. Hinter einer sehr guten Bewertung kann also auch ein schlechtes Produkt stecken, dafür hinter negativen Rezensionen überraschend Positives. Hier gilt es, seine (Kauf-)Entscheidungen nicht ausschließlich von den Bewertungen abhängig zu machen.
Quellen: www.dw.com, www.sueddeutsche.de