Weniger Antibiotika in der Landwirtschaft
04. November 2015
Die Erfindung von Antibiotika war ein Meilenstein der modernen Medizin. Der unbedachte Einsatz des Medikaments hingegen kann verheerende Folgen haben. So werden resistente Bakterien gezüchtet, denen Antibiotika nichts mehr anhaben kann. Dieser langjährige Trend ist nun aber offenbar rückläufig.
Antibiotikaresistente Keime nehmen nicht weiter zu
Die fahrlässige Verschreibung von Antibiotika in der Humanmedizin ist ein Weg, durch den antibiotikaresistente Keime entstehen können. Ein weiterer Verursacher ist der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft. Durch diesen gelangen die gefährlichen Keime in die Lebensmittelkette und werden vom Menschen aufgenommen. Genau diese Bakterien sollen jetzt allerdings seit langem erstmals nicht weiter zunehmen. „Eine positive Erkenntnis aus unseren Studien ist, dass antibiotikaresistente Keime in der Lebensmittelkette nicht weiter zunehmen. Der negative Trend der letzten Jahre hält somit nicht weiter an“, so BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Darüber wie dieser positive Trend weiter vorangetrieben werden kann, wurde nun am 02. und 03. November von 200 Experten auf dem Symposium „Antibiotikaresistenz in der Lebensmittelkette“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) diskutiert.
Nutztiere bekommen weniger Antibiotika
Laut einer aktuellen Umfrage des BfR sind 7 von 10 Verbraucher aufgrund von Antibiotikaresistenzen in Lebensmitteln beunruhigt. Obgleich es noch ein langer Weg ist, bis die Werte nicht mehr kritisch betrachtet werden müssen, können Konsumenten nun schon einmal kurz aufatmen, denn der Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft geht konstant zurück. Während 2011 noch 1.706 t antimikrobielle Arzneimittel an Tierärzte abgegeben wurden, waren es 2014 nur noch 1.238 t. Der Trend deckt sich mit einem Forschungsprojekt des BfR, welches an der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchgeführt wurde. Dieses fand heraus, dass 2011 bei Mastschweinen noch etwa fünf Tage pro Stallplatz pro Halbjahr eine antibiotische Behandlung stattfand; 2014 war es nur noch ein Tag pro Stallplatz pro Halbjahr. Der positive Trend wurde durch ein neues Gesetz ausgelöst. Seit einem Jahr müssen Tierhalter Angaben zum Antibiotikaeinsatz melden. Betriebe, die vergleichsweise viel einsetzen, müssen Maßnahmen zur Verringerung ergreifen.
Trend noch nicht einheitlich erkennbar
Der verringerte Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft lässt sich auch in der Lebensmittelkette nachweisen. Während einige Keime eindeutig rückläufig sind, blieben einige Resistenzraten allerdings so hoch wie die Jahre zuvor. Ein deutlicher Anstieg war allerdings auch nicht zu verzeichnen. Obgleich also kein einheitlicher Trend zu beobachten ist, kann man durchaus von einer Stagnation sprechen. Weitere Untersuchungen auf dem Gebiet sind nun allerdings dringend nötig, um die genauen Ursachen zu isolieren und den positiven Trend weiter voranzutreiben.
Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung
Bildquelle: Jai79/Pixabay