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eSport für Einsteiger im Portrait

9. März 2022

Wer sich als Einsteiger mit Grundlagen zum Thema eSport beschäftigt, lernt durch Strategiespiele, Shooter und Sportsimulationen vor allem drei populäre Disziplinen kennen. TV-Übertragungen, Wettangebote und organisierte Clans steigern den Bekanntheitsgrad der Gaming-Wettbewerbe zusätzlich. Eine Anerkennung als richtiger Sport wird kontrovers diskutiert.

Wettkämpfe mit Videospielen, Profis und großem Amateurbereich

Der Begriff eSport bezeichnet Wettkämpfe, in denen Teilnehmer ihre Fähigkeiten in Videospielen unter Beweis stellen. In diesen Wettbewerben treten Einzelspieler oder Teams im Mehrspieler-Modus gegeneinander an. Hierfür nutzen Gaming-Profis Computersysteme und Spielkonsolen, die mit Controllern oder der Tastatur sowie der Maus die Steuerung der Spiele ermöglichen. Auf hohem Niveau sind im eSport vor allem schnelle Reaktionen sowie eine gute Koordination mit Händen und Augen gefragt. Zugleich entscheiden taktische Überlegungen und Beharrlichkeit über Siege in den Wettbewerben.

Sogenannte Pro-Gamer sind professionelle Spieler, die mit dem eSport ihren Lebensunterhalt bestreiten. Auf internationalem Topniveau gibt es regelmäßig Turniere mit Preisgeldern im siebenstelligen Bereich. Besonders erfolgreiche Teilnehmer gelten in der Branche als Stars und erhalten mit Interviews sowie Medienberichten internationale Aufmerksamkeit. Im riesigen Amateurbereich des eSports bleibt eine Profikarriere lediglich für Gamer mit herausragendem Talent kein Traum. Weil Reflexe sich ungefähr im 25. Lebensjahr auf dem Höhepunkt befinden und daraufhin nachlassen, enden erfolgreiche Gaming-Karrieren relativ früh. Zahlreiche Profis schließen sich zu Clans zusammen.

Strategiespiele, Shooter und Sportsimulationen als populäre Disziplinen

Der eSport ist in erster Linie durch Echtzeit-Strategiespiele gewachsen. Mit populären Videospielen wie Dota 2, Age of Empires und StarCraft ermöglicht dieses Genre die Entwicklung komplexer Erfolgsstrategien, die für Zuschauer eine fesselnde Spannung erzeugen. Weil Strategiespiele sich durch spielbare Fraktionen mit variantenreichen Vor- und Nachteilen auszeichnen, sind gesammelte Erfahrungen besonders entscheidend. Für die Verwirklichung des Profi-Traums investieren Gamer dementsprechend unzählige Spielstunden, um beim Aufbau von virtuellen Gebäuden und Armeen im Kampf gegen Konkurrenten wichtige Tricks zu erlernen.

Shooter waren schon am Anfang des 21. Jahrhunderts auf LAN-Partys bei Amateur-Wettkämpfen populär. Duelle zwischen virtuellen Spielfiguren mit Schusswaffen sind deshalb im eSport eine etablierte Disziplin. Sportbegeisterte Fans haben darüber hinaus Sportsimulationen zu einer gefragten Wettkampf-Variante gemacht.

TV-Übertragungen, gefüllte Stadien und Wetten bei eSport-Veranstaltungen

Durch Streams und Fernsehübertragungen mit hohen Einschaltquoten hat der eSport sich im Kampf um das TV-Publikum zur ernsthaften Konkurrenz für traditionelle Sportarten entwickelt. Auf Streaming-Portalen brechen Gaming-Wettbewerbe regelmäßig Rekorde. Großveranstaltungen wie The International oder der FIFA eWorld Cup erreichen Zuschauerzahlen im zweistelligen Millionenbereich. Mittlerweile haben zugleich viele Fernsehsender den Wert der Übertragungsrechte für eSport-Events erkannt. Deutsche Free-TV-Sender berichten mit wöchentlichen Sendungen über Wettbewerbe und zeigen Highlights oder komplette Duelle live, während derartige Formate in anderen Ländern länger etabliert sind.

Zahlreiche Zuschauer sind keine neutralen Beobachter und fiebern als leidenschaftliche Fans im Verlauf der eSport-Veranstaltungen mit. Ein hoher Anteil der Anhänger will Wettbewerbe sogar vor Ort verfolgen. Veranstalter wählen für eSport-Turniere häufig Hallen mit hohen Zuschauer-Kapazitäten aus. Für außergewöhnlich populäre Events haben Organisatoren in der Vergangenheit große Fußballstadien ausgewählt. Manche Fans sind dazu bereit, für Highlights der eSport-Saison über Kontinente zu reisen und in Flüge sowie Übernachtungen Geld zu investieren. Tickets sind im Vorfeld der Turniere begehrt und oft schnell ausverkauft. Die Begegnung mit Gleichgesinnten und die Atmosphäre vor Ort stellen somit eine starke Anziehungskraft unter Beweis.

Zugleich schließen Fans gerne Wetten zum Verlauf der eSport-Events ab. International hat eine hohe Anzahl von Buchmachern für diese Zielgruppe eigene Wettkategorien entwickelt. In der Corona-Krise ist die Nachfrage nach eSport-Wetten zusätzlich angestiegen, während die traditionellen Sportarten wegen Lockdowns lange pausieren mussten. Für Gamer ist es reizvoll, mit Expertenwissen die Chancen der Profis zu bewerten und durch richtige Tipps Geld verdienen zu können. In Deutschland gibt es 2022 im internationalen Vergleich trotz des großen Bedarfs weniger Buchmacher, die auf den eSport Wetten anbieten. Das hängt vor allem mit der deutschen Vergabepraxis für Wettlizenzen zusammen.

Wichtige Rolle der Sponsoren für Clans und Kooperationen mit Sportklubs

Auf hohem Niveau sind Sponsoren im eSport für Clans unentbehrlich geworden. Im Vergleich mit Sportarten wie dem Fußball spielen Übertragungsrechte und Ticketverkäufe aus finanzieller Sicht allgemein eine untergeordnete Rolle. Obwohl das Interesse an Stadionbesuchen bei Großveranstaltungen hoch ist, bleiben wöchentliche Ticketeinnahmen vorerst Zukunftsmusik. Weil die Streams und TV-Übertragungen zumeist unverschlüsselt zur Verfügung gestellt werden, bieten Pay-TV-Sender den eSport-Veranstaltern bisher keine Unsummen. Andererseits macht die freie Zugänglichkeit die Live-Berichterstattung für Sponsoren zu einer attraktiven Werbemöglichkeit. Zahlreiche Unternehmen sichern sich Namensrechte für Clans. Im Rahmen eines großen Events können Sponsoren über die Teamnamen die Aufmerksamkeit von vielen potenziellen Kunden gewinnen.

Mit Basecaps oder der sonstigen Kleidung werben Profis im eSport ebenso wie durch Getränkedosen und weitere Accessoires für Partnerunternehmen. Wenn Veranstalter die Siegprämien direkt an Spieler auszahlen, bleibt das Sponsoring bei der dauerhaften Finanzierung der Clans eine unverzichtbare Einnahmequelle. Dadurch sind die Teams nicht von einzelnen Mitgliedern abhängig und erhalten die Chance, über das Karriereende der einzelnen Profis hinaus zu planen. Wegen der nachlassenden Reflexe hält sich ein Profi im eSport selten über ein Jahrzehnt an der Spitze. Daher ist es für die Etablierung eines Clans äußerst wichtig, nicht von Einzelnen abhängig zu sein. Durch die Kooperation mit Sponsoren und ein breites Spieler-Netzwerk erreichen die führenden eSport-Organisationen laut Schätzungen einen Teamwert im neunstelligen Bereich.

Viele Sportklubs sehen in Gaming-Wettbewerben eine Chance für die individuelle Vereinsentwicklung und nicht nur eine gefährliche Konkurrenz. Prominente Vereine aus bedeutenden Fußball-Ligen und weiteren Sportarten haben eSport-Abteilungen gegründet. Damit wollen die Klubs international die Bekanntheit stärken und zusätzliche Fans gewinnen. Typischerweise stellen die meisten eSport-Abteilungen von berühmten Klubs aus dem Mannschaftssport Teams für Sportsimulationen zusammen. In Fußballsimulationsspielen treten die Gaming-Profis von deutschen Bundesligisten zum Beispiel oft mit dem virtuellen Abbild des eigenen Teams an. Wer durch den eSport für einen Verein begeistert wird, entwickelt somit im Idealfall gleichzeitig eine Leidenschaft für die echten Fußballteams mit demselben Namen.

Kontroverse Diskussionen über die Anerkennung als Sport und Olympia-Chancen

Funktionäre führen kontroverse Diskussionen darüber, ob der eSport eine richtige Sportart ist und olympisch werden sollte. Viele Kritiker verweisen darauf, dass richtiger Sport sich aus ihrer Sicht durch intensive Bewegungen des Körpers auszeichnet. Unterstützer des eSports argumentieren dagegen mit anerkannten Sportarten, in denen sich die körperlichen Anstrengungen in Grenzen halten. Prominente Beispiele hierfür sind Golf, Curling und der Schützensport, der bei Olympischen Spielen traditionell mit verschiedenen Disziplinen vertreten ist. In diesen Sportarten stellen präzise Bewegungen genauso wie im eSport die zentrale Herausforderung dar.

Das Internationale Olympische Komitee hat sogar Sportverbände für Schach sowie das Kartenspiel Bridge anerkannt und als Mitglieder aufgenommen. Mit der notwendigen Präzision und der Schnelligkeit erfordert eSport somit im Vergleich zu einigen IOC-Sportarten mehr Körperlichkeit. Gegner einer Anerkennung argumentieren zusätzlich mit ethischen Bedenken wegen der vermeintlichen Verherrlichung von Gewalt durch Videospiele. Weil zahlreiche eSport-Disziplinen generell gewaltfrei bleiben, ist dieser Kritikpunkt nur begrenzt diskussionswürdig. Zugleich stellt sich die Frage, ob der olympische Schützensport mit echten Waffen ethisch bedenklicher als virtuelle Shooter-Wettbewerbe ist.

In der Debatte über die Anerkennung des eSports gibt es in internationalen und nationalen Sportverbänden unterschiedliche Meinungen. Der Deutsche Olympische Sportbund zählt zu den Dachverbänden, die eine Akzeptanz als richtige Sportart deutlich ablehnen. Stattdessen hat in Frankreich das Organisationskomitee der Olympischen Spiele 2024 in Paris eine Olympia-Premiere für den eSport nicht ausgeschlossen. Führende IOC-Funktionäre erteilten dieser Idee eine klare Absage. Für die Asienspiele im September 2022 wurde der eSport vom verantwortlichen Kontinentalverband hingegen offiziell als Disziplin eingeführt.

Bildquelle

adobe.stock | Anna Kosoplapova | 425602035