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Angaben zu Dispokrediten oft lückenhaft

10. November 2015

Ein Dispokredit ist leicht abgeschlossen. Fast jeder hat ein Girokonto und hierbei kann der Dispositionsrahmen problemlos vereinbart werden. Doch häufig sind die Angaben über die Bedingungen des Dispositionskredits unzureichend oder versteckt.

8,2 Prozent nutzen Dispokredit permanent

Es gibt insgesamt 98,55 Millionen Girokonten in Deutschland, von denen 73,91 Millionen einen Dispositionsrahmen beinhalten. Laut Umfragen des Marktforschungsinstituts Ipsos nutzen zwar 52,4 Prozent ihr Dispokredit niemals und 22,6 Prozent nur wenig, doch immerhin 10,1 Prozent verwenden ihn jeden Monat und 8,2 Prozent sogar permanent. 18 Prozent, die ihn nutzen, tun dies in Höhe von 500 bis 1.500 Euro, 14 Prozent in einer Höhe von mehr als 1.500 Euro. Die Zahlen sind wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Disporahmen in der Regel problemlos zum Girokonto dazu vereinbart werden kann. Ein Verwendungszweck muss nicht angegeben werden, sodass er sehr schnell und einfach verwendet werden kann. Das Fatale: Wer einmal zu tief drinsteckt, kommt aufgrund der aufgelaufenen Zinsen nicht so leicht wieder aus den Schulden heraus. Gerade deshalb ist ein guter Überblick über Sollzinssatz und Co. besonders wichtig.

Dispokredite: Wichtige Informationen fehlen fast immer

Von Mai bis August untersuchte das Projekt Marktwächter Finanzen die Werbungen von 371 Banken und Sparkassen für 1.346 Girokonten mit Dispokredit. Es wurde geprüft, welche Angaben veröffentlicht wurden und wie leicht die Angaben zu finden waren. Das Ergebnis ist ernüchternd: Während Privatbanken und Sparkassen allesamt den Sollzinsatz angaben, taten dies die Genossenschaftsbanken in nur 60 Prozent der Fälle. Informationen über den Referenzzinssatz, an dem der Sollzinssatz gebunden ist, wurden nur bei ein Viertel aller Konten benannt, genaue Termine für die Zinsanpassung nur bei zehn Prozent, konkrete Regeln für die Anpassung des Sollzinssatzes nur bei ein Fünftel.

Verbraucherzentrale fordert gesetzliche Regelung

Die Ergebnisse sind ernüchternd und zeigen auf, dass die meisten Kunden ihren Dispokredit wohl ohne konkretes Wissen um die Folgen nutzen. Um eine bewusste Entscheidung diesbezüglich zu treffen oder generell eine Entscheidung für eines der zahlreichenden Angebote treffen zu können, ist nämlich nicht nur die Höhe des Sollzinssatzes wichtig, sondern auch die Regeln, nach denen er festgelegt wird und die Information zu welchem Zeitpunkt die aufgelaufenen Zinsen jeweils das Konto belasten. Die Verbraucherzentrale fordert daher nun gesetzliche Regelungen, die einen besseren Überblick ermöglichen. Bis dahin bleibt den Kunden leider nur übrig, sich ausreichend und mühselig alle relevanten Informationen zusammenzusuchen, bis sie eine bewusste Entscheidung treffen können.

Quelle: Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
Bildquelle: Pixabay